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New York, 1901: Adelaide hat auf den Rat ihrer Großmutter gehört und nicht des Geldes wegen geheiratet, sondern aus Liebe. Sie und ihr Mann Howard führen eine glückliche Ehe. Doch die Tochter aus gutem Hause fühlt sich gänzlich unvorbereitet, ihren eigenen Haushalt zu führen. Wie zündet man einen Kamin an und was ist zu tun, wenn der Toast ständig anbrennt?Dann tritt am ersten Advent ein kleiner Waisenjunge in ihr Leben, der von sich behauptet, gar kein Waisenkind zu sein. Zusammen mit ihrem Ehemann Howard versucht Adelaide, das Rätsel um Jacks Geschichte zu lösen. Doch ist seine Familie tatsächlich noch am Leben? Was sollen sie machen, wenn Jacks unerschütterliche Hoffnung auf ein Weihnachtswunder enttäuscht wird?Während Weihnachten naht, findet Adelaide Antworten auf viele ihrer Fragen und erlebt selbst das ein oder andere Wunder. Dabei ahnt sie nicht, dass sie dem wertvollsten Geschenk von allen auf der Spur ist.
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Autorentext
Lynn Austin hat weltweit mehr als anderthalb Millionen Exemplare ihrer Bücher verkauft. Sie wurde für ihre historischen Romane achtmal mit dem Christy Award ausgezeichnet und ist eine beliebte Referentin bei Tagungen und Konferenzen. Lynn und ihr Mann haben drei Kinder großgezogen und leben in Michigan.www.lynnaustin.orgInstagram: lynnaustinbooksFacebook: Lynn Austin
Leseprobe
New York, 1901Adelaide Forsythe hielt ihren Hut im kalten Wind fest, während sie von der Straßenbahnhaltestelle nach Hause eilte. Es gab nicht viel, was sie aus ihrem früheren Leben als reiche Erbin vermisste, aber an einem so stürmischen Abend wie diesem sehnte sie sich nach einer Kutsche und einem Fahrer, der sie bis zur Haustür brachte. Das Treffen, zu dem sie bei diesem kalten Wetter gegangen war, hatte enttäuschende Neuigkeiten gebracht. Ihre Bemühungen, etwas zu erreichen, waren am Ende ins Leere gelaufen.In der zunehmenden Dunkelheit bog Adelaide um die Ecke auf ihr Haus zu, ihre Schritte gedämpft durch einen Teppich aus rostfarbenem Laub. Die Fenster ihres bescheidenen Zuhauses waren dunkel. Also war ihr Mann Howard noch nicht von der Arbeit zurück. Adelaide eilte den gepflasterten Gehweg entlang zur Haustür, blieb dann aber stehen, als sich in einem Busch neben der Treppe vor dem Eingang etwas regte. Ein Schatten bewegte sich, zu groß für ein Eichhörnchen. Adelaide hielt die Luft an und lauschte. Sollte sie möglichst schnell daran vorbeilaufen und hastig die Tür aufschließen? Oder lieber umkehren und im Schein der Straßenlaterne auf Howard warten? Er müsste eigentlich bald nach Hause kommen.Wieder raschelte es im Gehölz. Addy straffte die Schultern, entschlossen, eine mutige, moderne Frau des 20. Jahrhunderts zu sein und nicht auf ihren Mann zu warten. Sie hörte ein gedämpftes Niesen und beugte sich vorsichtig vor, um unter den Busch zu blicken.»Ist da jemand?«Die kauernde Gestalt bewegte sich erneut und ein kleines Gesicht blickte zu Addy auf. Ein Kind! Es saß zwischen den kahlen Ästen. Ein Junge mit kurzem, zerzausten Haar, vom Wind geröteten Wangen und trotz des kalten Novemberabends ohne Mütze. In den ärmeren Teilen von New York lebten und schliefen Kinder auf der Straße, aber nicht in dem ruhigeren Viertel Manhattans, in dem Howard und sie lebten.»Ich tue dir nichts«, sagte Addy. »Du kannst herauskommen.« Der Junge musterte sie misstrauisch von seinem Platz im Gebüsch aus. »Du siehst aus, als wäre dir kalt. Möchtest du hereinkommen und dich am Feuer aufwärmen?« Er schniefte und wischte sich die Nase am Ärmel ab. Addy meinte, sie hätte ihn nicken gesehen. »Dann komm raus.« Nach einer kurzen Pause bewegten die dürren Äste sich und knackten, als der Junge aus seinem Versteck gekrochen kam. Dann stand er vor Addy, bibbernd in seinem verschlissenen Mantel, und vor Kälte mit den Zähnen klappernd. Er konnte höchstens acht oder neun Jahre alt sein. »Wie heißt du?«»J-Jack.«»Komm, wir gehen rein, Jack. Hier entlang.« Addy ging die Treppe hoch und schloss die Tür auf. Dabei hielt sie den Türknauf fest, den der Wind ihr zu entreißen versuchte. Der Junge folgte ihr durch den Flur, wo sie im Vorbeigehen Licht machte, während sie in die Küche ging, wo im gusseisernen Herd ein Feuer glühte. Addy öffnete einen der runden Herddeckel und stocherte in den Kohlen, um das Feuer zu schüren, dann legte sie mehrere Scheite aus der Holzkiste auf. Sie war stolz darauf, dass sie daran gedacht hatte, den Hebel am Ofenrohr zu drehen, damit Luft hereinströmte. Die Aufgabe des Feuermachens war für sie immer noch ungewohnt. Bis zu ihrer Hochzeit vor einem Monat hatten Scharen von Bediensteten solche Arbeiten für sie erledigt.Sie wandte sich dem Jungen zu und sah ein kleines Kind mit einem schmutzigen Gesicht und abgewetzten Schuhen. Seine Hosenbeine waren zu kurz, sodass nackte, knochige Fußgelenke zum Vorschein kamen. Jack stand mit hochgezogenen Schultern da, die Hände in den Hosentaschen. Seine Wangen, Nasenspitze und Ohren waren rot von der Kälte. »Also, Jack. Warum hast du dich in meinen Büschen versteckt? Solltest du an einem so kalten Abend nicht zu Hause sein?«»Ich hab kein Zuhause.«Sie wollte gerade antworten, dass jeder ein Zuhause hatte, aber dann dachte sie daran, wo sie an diesem Morgen gewesen war. Adelaide und ihre Mutter hatten dem Waisenhaus des Kinderhilfswerks eine Weihnachtsspende gebracht. Sie wagte eine Vermutun