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Eine Leiche in einem ausgebrannten Auto. Unter Mordverdacht: Lena Adams. Dann eine zweite Leiche. Mit Lenas Messer im Rücken. Chief Jeffrey Tolliver lässt alles stehen und liegen, um seiner besten, aber gefährlich labilen Mitarbeiterin zu Hilfe zu eilen. Dabei macht seine Frau Sara Linton gerade selbst die Hölle durch: Sie soll Schuld tragen am Tod eines Patienten. Sara und Jeffrey fahren in Lenas Heimatstadt Reese, wo Gewalt, Drogen und Lügen regieren. Und wo jeder, der sich einmischt, sein Leben riskiert
Autorentext
Karin Slaughter, Jahrgang 1971, stammt aus Atlanta, Georgia. 2003 erschien ihr Debütroman Belladonna, der sie sofort an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten und auf den Thriller-Olymp katapultierte. Ihre Romane um Rechtsmedizinerin Sara Linton, Polizeichef Jeffrey Tolliver und Ermittler Will Trent sind inzwischen in 37 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 35 Millionen Mal verkauft worden.
Leseprobe
Was hatten sie ihr gegeben? Was hatten sie ihr mit dieser Nadel in die Venen gejagt? Die Augen konnte sie kaum offen halten, die Ohren waren dagegen berempfindlich. Durch ein lautes, durchdringendes Klingeln hindurch konnte sie einen Aussetzer des Automotors h ren, das Parump-parump der Reifen auf unebenem Gel e. Der Mann, der neben ihr auf dem R cksitz sa sprach leise, fast als w rde er einem Kind ein Schlaflied singen. Sein Tonfall hatte etwas Beruhigendes, und sie merkte, wie ihr der Kopf auf die Brust sank, w end er redete, und sie ihn dann, bei Lenas knappen, schneidenden Erwiderungen, wieder hochriss.
Ihre Schultern schmerzten, weil sie die Arme verkrampft auf dem R cken hielt. Es war ein dumpfes Pochen, das dem H ern ihres Herzens entsprach. Sie versuchte, sich auf andere Dinge zu konzentrieren, auf das Gespr zum Beispiel, das im Auto gef hrt wurde, oder wohin Lena das Auto steuerte. Stattdessen registrierte sie jedoch, dass sie sich fast wie eine Spirale in den eigenen K rper zur ckzog, sich in jede neu aufkeimende Empfindung einh llte wie ein kleines Kind in eine Kuscheldecke.
Die R ckseiten ihrer Schenkel brannten vom Leder des Autositzes, aber sie wusste nicht, warum. Drau n war es k hl. Im Nacken sp rte sie sogar einen Zug. Sie erinnerte sich noch, wie sie einmal w end einer langen Fahrt nach Florida in der Chevette ihres Vaters sa Das Auto hatte keine Klimaanlage, und es war Mitte August. Alle vier Fenster waren ge ffnet, doch die Hitze blieb unertr ich. Das Radio knisterte. Es lief keine Musik, denn es gab keinen Sender, auf den sie sich alle h en einigen k nnen. Vorne stritten sich die Eltern ber die Fahrtroute, die Benzinkosten, ob sie zu schnell fuhren oder auch nicht. Hinter Opelika sagte dann ihre Mutter zu ihrem Vater, er solle an einem Laden anhalten, damit sie sich eisgek hltes Coke und Orangenkekse kaufen konnten. Dann erschraken alle, als sie aussteigen wollten, denn die Haut ihrer Arme und Beine klebte an den Sitzen, als h e die Hitze ihre K rper mit dem Vinyl verschmolzen.
Jetzt sp rte sie, wie das Auto ruckelte, als Lena die Automatikschaltung auf Parken stellte. Der Motor lief noch, und das leise Surren vibrierte in ihren Ohren.
Da war noch etwas - nicht im Auto, sondern weiter entfernt. Der Wagen stand auf einem Sportplatz. Sie erkannte die Anzeigentafel, riesige Buchstaben schrien: GO, MUSTANGS!
Lena hatte sich umgedreht und starrte sie beide an. Der Mann neben ihr bewegte sich. Er steckte seine Waffe in den Bund seiner Hose. Er trug eine Skimaske, wie man sie aus Horrorfilmen kennt, nur die Augen und der Mund waren zu sehen. Doch das reichte aus. Sie kannte ihn, k nnte seinen Namen sagen, wenn nur ihr Mund sich bewegen w rde.
Der Mann sagte, dass er Durst habe, und Lena reichte ihm einen gro n Styroporbecher. Das Wei des Bechers war intensiv, fast blendend. Pl tzlich versp rte auch sie Durst wie noch nie in ihrem Leben. Allein der Gedanke an Wasser trieb ihr die Tr n in die Augen.
Lena versuchte ihr etwas mitzuteilen, ohne die Stimme zu benutzen.
Pl tzlich rutschte der Mann ber den R cksitz, kam ihr so nahe, dass sie die Hitze seines K rpers sp ren, den herben
Geruch seines Rasierwassers riechen konnte. Sie f hlte, wie seine Hand sich um ihren Nacken legte, seine Finger dort verweilten. Die Ber hrung war weich und sanft. Sie konzentrierte sich auf seine Stimme, wusste, dass wichtig war, was gesagt wurde, dass sie unbedingt zuh ren musste.
Haust du jetzt ab? , fragte der Mann Lena. Oder willst du lieber hierbleiben und dir anh ren, was ich zu sagen habe?
Lena hatte sich von ihnen abgewandt, vielleicht hatte sie die Hand am T rgriff. Jetzt drehte sie sich wieder um und sagte: Reden Sie.
Wenn ich dich h e umbringen wollen , sagte er, w t du schon tot. Das wei du.
Ja.
Deine Freundin hier Er sagte noch etwas, aber seine W rter verschmolzen irgendwie miteinander, und als sie ihre Ohren erreichten, hatten sie keine Bedeutung mehr. Sie konnte nur Lena ansehen und an der Reaktion der anderen Frau absch en, wie ihre eigene sein sollte.
Angst. Sie sollte sich f rchten.
Tun Sie ihr nichts , flehte Lena. Sie hat Kinder. Ihr Mann
Ja, es ist traurig. Aber man muss seine Wahl treffen.
Sie nennen das eine Wahl? , zischte Lena. Es kam noch mehr, aber alles, was sie erreichte, war Entsetzen. Der Wortwechsel ging noch weiter, dann sp rte sie pl tzlich K e auf ihrem K rper. Ein vertrauter Geruch erf llte das Auto - schwer und stechend. Sie wusste, was es war. Sie hatte es schon einmal gerochen, aber ihr Verstand konnte ihr nicht sagen, wo und wann.
Die T r ging auf. Der Mann stieg aus, stand dann da und sah sie an. Er wirkte weder traurig noch aufgeregt, sondern einfach resigniert. Sie hatte diesen Blick schon einmal gesehen. Sie kannte ihn - kannte die kalten Augen hinter der
Maske, die feuchten Lippen. Sie kannte ihn schon ihr ganzes Leben lang.
Was war das nur f r ein Geruch? Sie konnte sich an diesen Geruch genau erinnern.
Er murmelte ein paar Worte. Etwas blitzte in seiner Hand auf - ein silberfarbenes Feuerzeug.
Jetzt begriff sie. Die Panik jagte Adrenalin durch ihren K rper, das den Nebel durchschnitt und ihr direkt ins Herz stach.
Feuerzeugbenzin. Der Becher hatte Feuerzeugbenzin enthalten. Er hatte es ber ihren K rper gegossen. Sie war damit durchtr t - sie triefte.
Nein! , schrie Lena und versuchte mit gespreizten Fingern ber die R ckenlehne hinweg dazwischenzugehen.
Das Feuerzeug fiel ihr in den Scho die Flamme entz ndete die Fl ssigkeit, die Fl ssigkeit verbrannte ihre Kleidung. Ein entsetzliches Kreischen war zu h ren - es kam aus ihrer eigenen Kehle, w end sie hilflos dasa und zusah, wie die Flammen an ihrem K rper emporleckten. Ihre Arme schnellten in die H he, Zehen und F kr mmten sich nach innen wie bei einem Baby. Noch einmal dachte sie an diese l st vergangene Fahrt nach Florida, die ersch pfende Hitze, den scharfen, unertr ichen Biss des Schmerzes, als ihr Fleisch mit dem Sitz verschmolz.
Montagnachmittag
I
Sara Linton blickte auf ihre Armbanduhr. Die Seiko war ein Geschenk ihrer Gro utter zu ihrer bestandenen Abschlusspr fung an der Highschool gewesen. Als Granny Emma selbst die Schule abgeschlossen hatte, lagen noch vier Monate bis zu ihrer Hochzeit vor ihr, eineinhalb Jahre bis zur Geburt ihres ersten von sechs Kindern und achtunddrei g Jahre bis zum Verlust ihres Mannes an den Krebs. H here Bildung war etwas, das Emmas Vater als Geld- und Zeitverschwendung betrachtet hatte, vor allem bei einer Frau. Emma hatte deswegen nicht gestritten - sie war in einer Zeit aufgewachsen, in der Kinder nicht einmal daran dachten, ihren Eltern zu widersprechen -, aber sie hatte daf r gesorgt, dass die vier ihrer Kinder, die berlebten, aufs College gingen.
Trag sie, und denk an mich , hatte Granny Emma gesagt, w end sie das silberfarbene Uhrenarmband an Saras Handgelenk befestigte. Du wirst alles schaffen, wovon du tr st, und du sollst wissen, dass ich immer bei dir sein werde.
Als St…